Protokoll des 39. Kolloquiums über die Anwendung der
Elektronischen Datenverarbeitung in den Geisteswissenschaften
an der Universität Tübingen vom 14. Februar 1987
Allgemeine Information
Datentransfer zwischen PC und GroßrechnerDer Personal Computer kann jetzt noch bequemer zur
Datenerfassung für TUSTEP eingesetzt werden. Texte, die
mit WORD, WORDPERFECT, WORDSTAR oder PC-Write erstellt
worden sind, können jetzt mit dem im Forschungsschwerpunkt
08 frei erhältlichen Programm KONVERT nach
TUSTEP-Konventionen umgewandelt werden. Dies betrifft u.a.
die Kodierung der Umlaute, der Akzentbuchstaben und der
häufigsten Auszeichnungen wie Unterstreichung, Fettdruck,
Kursivdruck. Das Programm ersetzt gleichzeitig die übrigen
8-Bit-Codes des IBM-Extended-ASCII-Code durch eine
7-Bit-Codierung, die für die Übertragung der Dateien über
KERMIT notwendig ist. Die so umgewandelten Dateien können
über den Diskettenkonverter des FSP 08 oder, wo ein am
PLANET-Netz des ZDV angeschlossener PC zur Verfügung
steht, direkt über KERMIT auf die BASF übertragen werden.
Ein Merkblatt zum Datenaustausch zwischen PC und
Großrechner steht zur Verfügung.
Das hier vorzustellende Datenhandbuch preußischer
Parlamentarier ist ein Nebenprodukt eigener Forschungen
zur Geschichte des preußischen Landtags während der Zeit
des Kaiserreichs und soll anderen Forschern als
Hilfsmittel dienen. Es verzeichnet Namen, Wohnort,
"Stand", Dauer der Mitgliedschaft, Wahlkreis und
Fraktionszugehörigkeit aller 2659 Abgeordneten, die dem
preußischen Abgeordnetenhaus zwischen 1867 und 1918
angehört haben. In den allermeisten Fällen konnten für die
Biographie der einzelnen Abgeordneten und die Soziographie
des ganzen Abgeordnetenhauses wichtige weitere Daten
ermittelt und aufgenommen werden.
Zwar sind längst nicht alle Möglichkeiten zur Gewinnung
weiterer Informationen ausgeschöpft - auch die Forschung
hat ihre Ökonomie! Aber der jetzige Bearbeitungsstand
rechtfertigt doch schon eine Publikation in Buchform, die
wiederum neue Informationen erwarten läßt. Wie ähnliche
Unternehmungen zeigen, können wir hoffen, daß die Benutzer
des gedruckten Handbuchs Korrekturvorschläge und weitere
Daten mitteilen werden, die der Forschung und der
Verbesserung des Handbuchs zugute kommen würden. Auf jeden
Fall wird das Buch in den allermeisten Fällen den
zeitraubenden Rückgriff auf die meist nur noch in ganz
wenigen Exemplaren vorhandenen Primärquellen (das sind vor
allem die ursprünglichen Parlamentshandbücher und die
amtlichen Drucksachen des Abgeordnetenhauses) unnötig
machen. Außerdem bietet es die in den alten
Parlamentshandbüchern für nur jeweils drei oder fünf Jahre
enthaltenen Daten in kumulierter Form.
Die Arbeit wurde mit Hilfe der EDV, genauer: mit Hilfe der
TUSTEP-Programme, durchgeführt. Solch große Datenmengen
sollten nicht mehr konventionell mit Karteien verwaltet
werden; selbst bei der Verwendung von Randlochkarten
werden Auswahl und Sortierung nach bestimmten Kriterien zu
arbeitsaufwendig und damit zu teuer.
Die Kurzbiographie eines Abgeordneten, über den wir gut
informiert sind, hat in der Arbeitsdatei folgende Form:
Bei der Anordnung der Informationen in Rubrik 10 bis 22
mußten zwei verschiedene Wünsche berücksichtigt werden:
zum einen sollte die Eingabe dieser Daten möglichst wenig
Schreibaufwand verursachen, zum anderen sollten sie aber
doch so differenziert sein, daß die maschinelle Sortierung
und Auswertung nicht nur nach Legislaturperioden, sondern
auch nach Sessionen möglich wäre.
Für jede Legislaturperiode ist daher eine besondere Rubrik
vorgesehen. Wo keine inhaltlichen Änderungen eingetreten
sind, werden diese Informationen für die nächste(n)
Legislaturperiode(n) nicht wiederholt, vielmehr mit
Gleichheitszeichen auf die vorangehende(n) verwiesen.
Dagegen werden die entsprechenden Informationen nicht nur
für die Legislaturperiode, sondern für deren einzelne
Sessionen angegeben, wenn innerhalb einer
Legislaturperiode Änderungen eintraten oder der
Abgeordnete dem Parlament nicht während der gesamten
Legislaturperiode angehörte.
Mit den Programmen war es bei Bedarf möglich,
Als Quellengrundlage für die Vollständigkeitsprüfung boten
sich die alphabetisch geordneten Mitgliederverzeichnisse
an, die den Parlamentsprotokollen am Ende jeder Session
beigefügt worden waren.
Das Datenformat der Rubriken 10-22 ermöglichte es, für
jede einzelne Session (insgesamt 48 zwischen 1867 und
1918) die MdA herauszuziehen, die nach unseren Daten dem
Hause in der betreffenden Session angehört hatten, und in
einer den damaligen Mitgliederlisten sehr ähnlichen Form
auszudrucken. Das erleichterte den manuellen Vergleich der
Quellen mit unseren Daten sehr und stellte ihn auf eine
zuverlässige Grundlage. Im Ergebnis haben wir nicht nur
unzählige Korrekturen der Mitgliedszeiten vornehmen
können, sondern vor allem auch rund 10 MdA entdeckt, deren
Existenz uns bis dahin unbekannt geblieben war.
Die MdA-Datei konnte danach noch einmal von einem ganz
anderen Ansatzpunkt aus auf Vollständigkeit und
Richtigkeit überprüft werden, nämlich aus der Perspektive
der Wahlkreise. Dazu wurde die MdA-Datei alphabetisch nach
Wahlkreisen und innerhalb des Wahlkreises chronologisch
nach Eintrittsjahren ins Abgeordnetenhaus geordnet. Mit
dieser Wahlkreisliste ließ sich recht sicher
kontrollieren, ob alle Wahlkreise ununterbrochen und
vollständig (es gab Wahlkreise mit einem, zwei oder drei
Abgeordneten!) vertreten waren.
Umfangreiche Texte und ein Vokabular der Shipibo-Conibo,
einer indianischen Stammeskultur im peruanischen
Amazonastiefland, wurden 1986 mit Hilfe von TUSTEP
ausgewertet und für den Druck vorbereitet. Es handelt sich
um Mythen, Schamanengesänge und Festlieder, die 1985 im
Rahmen einer religionsethnologischen Studie aufgenommen
wurden, sowie um ein Glossar, aufgenommen 1981-85. Lieder
und Mythen der Shipibo-Conibo lagen bisher noch nicht als
Interlinearübersetzungen vor.
Die Shipibo und Conibo sind zwei einander nah verwandte
Stämme der zentralen Pano-Familie. Bezüglich Sprache,
Religion, oraler Tradition, Wirtschaftsweise, materieller
Kultur und Kunststil unterscheiden sie sich nur
geringfügig. In der ethnologischen Literatur werden sie
seit langem als kulturelle Einheit, manchmal auch als ein
Stamm behandelt. Der Einfachheit halber spricht man von
der Shipibo-Sprache.
Zur Zeit gibt es zwischen 15.000 und 20.000
Shipibo-Conibo. Sie leben in etwa 100 Dörfern am Ucayali
und seinen Nebenflüssen. Die Wirtschaft der Shipibo-Conibo
beruht auf dem Fischfang und dem Anbau von Maniok und
Bananen; in geringerem Ausmaß werden auch Reis, Mais und
Süßkartoffeln gepflanzt. Wie bei allen riverinen Indianern
spielen die Jagd und das Sammeln eine geringere Rolle für
die Ökonomie.
Wie die Schamanen vieler anderer südamerikanischer Stämme
benützen auch die Shipibo-Schamanen eine halluzinogene
Droge, um Verbindung mit außermenschlichen Personen und
Mächten ("Geistern") aufzunehmen. In seinen Gesängen
imitiert der Schamane die Stimmen der Geister und
beschreibt gleichzeitig deren Aussehen und Verhalten;
ebenso berichtet er über seine eigenen Aktionen in der
Welt der Geister und deren Reaktionen darauf. Dabei
bedient er sich einer Sprache, die von der Umgangssprache
leicht abweicht. Für die Teilnehmer an der S�ance, die
nicht Ayahuasca genommen haben, stellen die Liedtexte eine
Brücke zur Geisterwelt dar. Singen ist Kommunikation
zwischen Menschen und Geistern.
1985 wurden mehrere Schamanensitzungen auf Band
mitgeschnitten; eine davon exemplarisch übersetzt. Die
S�ance umfaßt dreizehn Lieder von insgesamt 135 Minuten
Dauer; sie wurden innerhalb von drei Stunden von zwei
Schamanen gesungen. Die Lieder wurden in den fünf
darauffolgenden Tagen in Anwesenheit der beiden Sänger vom
Band transkribiert und danach mit Hilfe eines Spanisch
sprechenden Shipibo übersetzt.
Bei der ersten Niederschrift der Texte wurde eine
Umschrift benützt, die viele diakritische Zeichen und die
Diphthonge und Umlaute des Deutschen enthielt. In dieser
vorläufigen Form wurden die Texte auch eingelesen. Die
Umstellung auf die letztlich verwendete (an den Lautwerten
des Spanischen orientierte) Umschrift nahm mit Hilfe der
TUSTEP-Austausch-Anweisungen für mehrere hundert
Textseiten weniger als eine Arbeitsstunde in Anspruch.
Die Mythen der Shipibo-Conibo thematisieren vor allem die
Ursprünge der heutigen Zustände und Wesen auf der Erde.
Die Trennung von Himmel und Erde, der Ursprung der
Krankheiten und des Todes, der Erwerb des Feuers und der
wichtigsten Kultigene sind zentrale Mytheninhalte.
Außerdem werden durch die Verhaltensweisen der
Protagonisten die Beziehungen zwischen den verschiedenen
Bewohnern der Erde exemplarisch ausgeführt. Die Mythen
geben aber keine Verhaltensregeln und stellen keinen
Moralkodex dar. Viele sind - gemessen an den Normen und
Werten der Shipibo-Conibo -ausgesprochen un-moralisch.
Soziale Regeln und Tabus werden ebensooft verletzt wie
respektiert: Mord, Kannibalismus und Inzest sind ständig
wiederkehrende Motive. Besonders auffällig ist, daß
niemals von einer Schöpfung die Rede ist, sondern lediglich
eine Anzahl von Transformationen beschrieben wird. Am
Anfang war der Mensch. Aus Menschen oder menschlichen
Körperteilen entstanden die meisten Tier- und
Pflanzenspezies, sogar Gebrauchsgegenstände. Im Verlauf
der Mythen erwerben die Akteure ihre distinguierenden
Wesensmerkmale; Mythen beschreiben den Prozeß der
Differenzierung und Identitätsfindung.
Als sprachliche Dokumente haben die Mythen den Vorzug,
lange zusammenhängende Texte in Umgangssprache zu sein.
Die Sprache der Lieder setzt sich oft über die
grammatischen Regeln der Umgangssprache hinweg;
Auslassungen, rhetorische Mittel, Metaphern, Bilder und
Vergleiche machen sie mitunter schwer verständlich. Für
Untersuchungen der Syntax sind Mythen auch besser geeignet
als aufgezeichnete Dialoge, da letztere nicht selten aus
nur einem Wort pro Satz bestehen. Mythentexte sind also
nicht nur für Religionsethnologen, sondern auch für
Ethnolinguisten von Wert.
Als Beispiel für die Veröffentlichung wurde der
Sintflutmythos ausgewählt, da bereits englische, spanische
und eine französische Übersetzung (allerdings ohne
Shipibo-Originaltext) publiziert wurden, die für einen
Versionenvergleich herangezogen werden können.
Die Aufzeichnung von Mythen schriftloser Gesellschaften
kommt in gewisser Hinsicht der Schaffung einer Literatur
gleich. Eine umfangreiche Shipibo-Mythensammlung aus dem
Jahr 1982 liegt leider nur in Englisch vor. Viele Shipibo
können lesen und schreiben. In allen größeren Dörfern gibt
es eine Schule. Erklärtes Ziel der staatlichen
Erziehungsprogramme ist die Bilinguität der indianischen
Staatsbürger. Die bevorzugte Einstellung nur Spanisch
sprechender Lehrer zeigt aber, daß es sich dabei um ein
Lippenbekenntnis handelt. Die Alphabetisierungskampagnen
sind tatsächlich ein unverzichtbares Mittel zur Erhaltung
der kulturellen Autonomie und Verteidigung politischer
Rechte der Indianer; konsequenterweise müßten sie sich
dann aber auch der jeweiligen Stammessprache bedienen.
Indem Ethnologen Texte in indigenen Sprachen konservieren,
können sie einen Beitrag zur Wahrung der kulturellen
Identität der von ihnen untersuchten Gruppen leisten.
Neben der Richtigstellung solcher Irrtümer war eine der
wichtigsten Anforderungen an die neue Liste, daß sie alle
Vokabeln und Morpheme der Liedertexte und des ausgewählten
Mythentexts enthalten mußte. Es wurde also ein
automatischer Wortschatzvergleich (genauer: ein
Silben- oder Morphemvergleich) der drei Texte (der
Lieder, des Mythos und einer schon vorhandenen
Wörterliste) durchgeführt. Dabei war auch auf Unterschiede
bei der Akzentsetzung und bei den Silbenanfängen zu
achten; so sind beispielsweise die Silben a, a-, -a, und
-a- jeweils selbständige Einträge.
Die resultierende Liste enthält 2000 Einträge und ist die
umfangreichste der bestehenden Shipibo-Wörterlisten. Sie
enthält alle in der einschlägigen Fachliteratur (nach der
Bibliographie zu ILLIUS 1987) vorkommenden Shipibo-Vokabeln.
Das Shipibo ist eine flexionslose Sprache, es kennt weder
Deklination noch Konjugation.
Kontextbedingte phonetische Veränderungen treten selten
auf, so etwa daß n und m zu m werden und s und r zu sh
werden. Diese relative Unveränderlichkeit der Silben kam
der Arbeit im TUSTEP-Editor sehr entgegen. Außerdem
funktioniert das Silbentrennungsprogramm - wenn man die
Trennung des sh ausschließt - mit hundertprozentiger Genauigkeit.
Dabei sollten die ersten Buchstaben der Wörter der ersten
und zweiten Zeile jeweils untereinander stehen. Das
besondere typografische Problem dabei ist, daß von den
paarweise untereinanderstehenden Wörtern unregelmäßig
abwechselnd das obere bzw. das untere länger ist.
Das Erstellen einer fehlerfreien Probeseite auf der
Schreibmaschine durch eine im Umgang mit fremdsprachlichen
Texten erfahrene Schreibkraft nahm über 90 min./Seite in
Anspruch. Dabei entfiel die meiste Arbeitszeit auf das
Auszählen der Blanks. Das Verfahren hatte zudem den
Nachteil, daß es sich nur für eine Veröffentlichung in
Typoskriptform eignet, da bei der Verwendung von
Proportionalschrift Wortlängen und Spatien nicht mehr
durch die Anzahl der Buchstaben bestimmt werden.
Die durch den Einsatz von TUSTEP erzielten Vereinfachungen
(es wurden schließlich nur drei Steuerzeichen benötigt)
lösten nicht nur dieses Problem, sondern reduzierten Zeit
und Kosten für die Herstellung des einlesbaren Manuskripts
auf weniger als ein Zehntel. Die Arbeitsweise war die folgende:
Texterfassung:
Korrekturphase:
Ausdruck:
Glossar:
Die so erreichte Art der Textaufbereitung stellte nicht
nur eine beträchtliche Hilfe bei der Übersetzungsarbeit
dar; sie ermöglicht vor allem einen kontextbezogenen
Morphemvergleich. Außerdem wird ein Strukturvergleich von
Prosa- und Liedertexten wesentlich erleichtert.
Faust, Norma: Lecciones para el aprendizaje del idioma
shipibo-conibo. Dallas, 1973.
Illius, Bruno: Ani shina: Schamanismus bei den
Shipibo-Conibo. Tübingen: Verlag Science und Fiction, 1987.
Weisshar, Emmerich: Shipibo-Conibo. Unveröff. Ms., Tübingen, 1980.
Bernhard Mann, Thomas Kühne (Historisches Seminar)
Datenhandbuch der Mitglieder des preußischen
Abgeordnetenhauses 1867 bis 1918
Summary
The Handbook contains short biographies of the 2659
members of the Prussian Chamber of Deputies during the
period 1867-1918. The quantity of the material
recommended electronic data processing. The TUSTEP
programs enabled us to manage research, completion and
correction of data as well as their preparation for
statistical analysis. Publication was considerably
facilitated by TUSTEP's great flexibility in arranging the
biographical information, in the preparation of indexes,
and above all by its professional typesetting capability.
Datenformat
Beim Übergang von den Randlochkarten auf die EDV war
zuerst zu klären, in welcher äußeren Form die Daten erfaßt
werden sollten. Wir haben uns, um bei Auswertung und
Drucklegung der Daten möglichst flexibel zu sein, für ein
analytisches Datenformat entschieden, also für eine
weitgehende Aufgliederung der Informationen in jeder
Kurzbiographie, die wir auf rund 40 verschiedene Rubriken verteilten:
@1 Rickert @2 Heinrich @5 1870 (Stadtrat; Danzig) - 1902 (Landesdirektor a.D.; Zoppot-Karlikau) @9 L1886 @11 11: Danz 2; NL @12 12 = 11 @13 13 = 11 @14 14,1: Danz 2; NL @14 14,2: Danz 2; LibV @14 14,3: Danz 2; LibV @15 15 = 14 @16 16: Danz 2; DFsP @17 17 = 16 @18 18: Danz 2; FsVg @19 19,1: Danz 2; FsVg @19 19,2: Danz 2; FsVg @19 19.3: Danz 2; FsVg @19 19,4: Danz 2; FsVg @24 (27.Dez.) 1833 @25 Putzig/Westpreußen @27 ev @28 (3. Nov.) 1902 @29 Berlin @30 Studium in Breslau und Berlin @32 4,9 (1876-1878 Landesdirektor Preußen; Mitarbeiter, dann Redakteur, schließlich Verleger der "Danziger Zeitung") @33 1,3 (Gut in Westpreußen) @34 2 @36 ProvinzialLT @37 1874-1902 RT @38 1867, 1877-1881 im Vorstand der NLP, später
führendes Mitglied der DFsP @39 Bauernverein Nord-Ost (Begründer); Abwehrverein gegen den Antisemitismus (Mitbegründer) @40 Publizistik @42 Vater des gleichnamigen Philosophen (1863-1936)
Das erlaubte schließlich
ein Sortieren nicht nur nach Legislaturperioden, sondern
auch nach einzelnen Sessionen, also nach Jahren.
Vollständigkeitsprüfung
Nachdem der Grundbestand an Daten gemäß diesen
Erfassungskonventionen von den Randlochkarten mit
Schreibmaschine auf OCR-A-Belege übertragen und
schließlich in den Tübinger Rechner eingelesen war (Ende
1983), mußte zuerst überprüft werden, ob wir tatsächlich
alle Personen, die irgendwann zwischen 1867-1918 einmal
Mitglied des Abgeordnetenhauses (MdA) waren, registriert,
und ob wir deren Mitgliedszeiten immer korrekt verzeichnet hatten.
Recherchen mit Teilausdrucken
Auch die Komplettierung und Korrektur der einzelnen
Biographien erleichterte die EDV beträchtlich. Bei vielen
Abgeordneten fehlten das Geburtsdatum (das wir für die
Erforschung der Altersstruktur des Abgeordnetenhauses
wissen wollten), erst recht das Todesdatum (das die Suche
nach Nachrufen erleichtert), und genauere Informationen
über Beruf, Besitz, Bildung usw. Die speziellere
regional-, partei-, sozial- und universitätsgeschichtliche
Literatur konnte viel leichter (und effektiver)
ausgewertet werden, indem sie nicht jeweils mit allen
Kurzbiographien verglichen wurde, sondern nur mit
Teilausdrucken der in Frage kommenden Abgeordneten. Auf
diese Weise war es z.B. möglich, die Angaben zu den
Mitgliedern der polnischen Fraktion, die meist Wahlkreise
in den Provinzen Posen und Westpreußen vertraten, mit den
polnischen biographischen
Sammelwerken abzugleichen und erheblich zu vermehren.
Solche Teilausdrucke wurden dann auch an verschiedene
Archive, Forschungsinstitutionen und Einzelforscher
verschickt, die viel zur Ergänzung und Korrektur unserer
Informationen beigetragen haben.
Plausibilitätsprüfungen
Die Eliminierung materieller Fehler der Daten konnte durch
maschinelle Plausibilitätsprüfungen vorbereitet werden.
Listen von Abgeordneten, die nach unseren bisherigen
Angaben dem Hause noch nach ihrem Tode angehört hatten -
oder auch vor ihrer Geburt, oder die vor Erreichen des
passiven Wahlalters von damals 30 Jahren in das Haus
eingetreten waren, zeigten uns, wo wir noch einmal
nachforschen mußten. Vertauschte Ziffern, falsche
Jahreszahlen sind ja das Kreuz aller derartigen Handbücher!
Formale Vereinheitlichung der Daten
Ein weiterer Arbeitsschritt, der mit Hilfe der EDV
bewältigt wurde, war die formale Vereinheitlichung der
Daten. Unser anfänglich noch recht unzulängliches
Bewußtsein für EDV-gerechte Dateneingabe hatte zu
nicht genügend präzisen Erfassungs- und
Schreibkonventionen geführt mit der Folge, daß
Anordnung und Schreibweise der Daten gleicher Rubriken oft
erheblich differierten. Die hier für statistische
Auswertungen und für die Drucklegung
erforderliche Vereinheitlichung wurde durch
Rubrikenausdrucke erleichtert und auf eine sichere Basis
gestellt. Für viele Rubriken zeigten Registerausdrucke, wo
und wie oft einzelne Wörter oder Datenkomplexe falsch oder
uneinheitlich geschrieben waren.
Maschinelle Einfügung neuer Datenkomplexe
Als hilfreich erwies sich auch die Möglichkeit, bis fast
zum Schluß mit Siglen oder Abkürzungen zu arbeiten,
die Schreibarbeit ersparen und weniger
(schreib-)fehleranfällig sind. Auch reduzieren sie den
Umfang der Datei, die dadurch am Terminal schneller bearbeitet
werden kann. Daß solche Kurzformen für die
Druckfassung schnell aufgelöst werden können, ist nicht
weiter bemerkenswert. Bemerkenswerter ist, daß auch neue
Datenkomplexe per Programm eingefügt werden konnten. So
sollten z.B. nicht nur die Wahlkreiskürzel aufgelöst,
sondern außerdem bei jedem Wahlkreis die Namen der
Land- und Stadtkreise, aus denen er sich zusammensetzte,
ergänzt werden. Da diese sich manchmal von
Legislaturperiode zu Legislaturperiode änderten (infolge
von Kreisteilungen, Ausweisungen und sonstigen
Verwaltungsreformen), mußte für jede einzelne
Legislaturperiode festgelegt werden, welche Wahlkreisnamen
an welches Wahlkreiskürzel angehängt werden sollten.
Gerade bei dieser komplizierten Ergänzung von
Datenkomplexen hat sich TUSTEP sehr bewährt.
Maschinelle Sortierung der Abgeordneten
Für die Drucklegung mußten die Abgeordneten in eine
endgültige Reihenfolge gebracht werden. Wir hatten uns
zunächst mit einer Grobsortierung alphabetisch nach
Nachnamen begnügt und diese Reihenfolge aus mancherlei
Gründen erst einmal beibehalten. Für die Publikation
aber konnte selbstverständlich eine rein zufällige
Abfolge mehrerer gleichnamiger MdA (wir haben z.B. rund 20
"Meyer") nicht mehr befriedigen. Hier sollte das
Eintrittsjahr als zweites, nötigenfalls das Geburtsjahr
als drittes Ordnungskriterium gelten; die oft nicht genau
bekannten Vor- bzw. Rufnamen kamen dafür nicht in Frage.
Auch diese Sortierung nahm uns die EDV ab, wie
selbstverständlich auch die
Festlegung einer endgültigen laufenden Nummer. Außerdem
wurden für die Druckfassung Rubriken umgestellt und zu
Blöcken zusammengefaßt.
Satzherstellung
Die Erleichterung und Verbesserung des späteren Drucks war
von Anfang an ein wesentliches Motiv, uns unsere Arbeit
durch die EDV erleichtern zu lassen. Mit Hilfe des
Satzprogramms in TUSTEP ist es möglich, nach einer
automatischen Umwandlung der Rubrikennummern in
Satzsteuerzeichen sozusagen von der Datei weg in die
Satzherstellung überzugehen, ohne neue Fehler zu
produzieren, die bei der Publikation solcher
"Datenfriedhöfe" im konventionellen Satzverfahren fast
unvermeidlich wären. Daß solche mit Hilfe der EDV
gedruckte Bücher auch schön sein können, sei nur
am Rande mit Dank angemerkt.
Bruno Illius (Institut für Völkerkunde)
Erschließung von oraler Literatur der Shipibo-Conibo:
Transkription, Interlinearübersetzung, GlossarSummary
The Shipibo and Conibo, two panoan-speaking tribes of
hunter-fisher-horticulturists in the Ucayali basin possess
a rich oral literature comprising myths, popular dancing
songs, and shamanic curing songs. Examples of each genre,
recorded by the author between 1981 and 1985, have been
evaluated and prepared for print with TUSTEP programs.
Furthermore, a vocabulary has been compiled, partly by
generating it from transcribed texts with the help of
TUSTEP programs. TUSTEP greatly facilitated the
presentation of texts in an interlinear translation
allowing systematic context-bound comparison of morphemes
or text units as well as syntagmatic and stylistic
analysis of prose and verse.
Die Lieder
Die Shipibo haben Tanzlieder, Unterhaltungslieder
("spaßhafte Gesänge") und schamanische Heilgesänge. 1986
wurden vor allem Schamanengesänge ausgewertet (ILLIUS
1987: 364-462). Die Heilsitzungen der Schamanen finden
immer nachts statt und dauern zwischen drei und sieben
Stunden. Während dieser Zeit singt der Schamane fast ohne
Unterbrechung. Dem Gesang selbst wird eine Heilwirkung
zugeschrieben. Die Shipibo kennen keine "natürlichen"
Krankheitsursachen. Alle Krankheitsfälle, auch solche als
Folge von Unfällen oder Schlangenbiß, werden auf das
Wirken außermenschlicher Personen zurückgeführt.
Die Mythen
Besonders bei der Niederschrift von Mythen wurde deutlich,
daß darauf zu achten war, Texte in einer den Indianern
verständlichen Form zu konservieren. In diesem Bereich der
oralen Tradition ist schon vieles in Vergessenheit geraten
oder von christlichen Vorstellungen überlagert. Die Suche
nach älteren Stammesmitgliedern, die den korrekten
Wortlaut der Mythen rezitieren konnten, war recht
umständlich. Während die improvisierten
Schamanenlieder noch fast jede Nacht gesungen werden, also im
authentischen kulturellen Kontext aufgenommen werden
konnten, wurde für die Aufnahme der Mythen eine
künstliche Erzählsituation hergestellt.
Das Glossar
Publizierte Wörterlisten des Shipibo stammen aus den
Jahren 1800, 1898, 1902, 1903, 1904, 1906 und 1930. Sie
sind stets in Spanisch und Shipibo abgefaßt; eine der
Listen enthält zusätzlich die deutschen Bedeutungen aller
Einträge. Leider weisen alle diese Vokabulare erhebliche
Mängel auf: Sie sind unsystematisch angelegt, übernehmen
die Fehler ihrer Vorgänger, enthalten viele
Mehrfacheintragungen und überflüssige Komposita, bedienen
sich inkonsequenter Umschriften und enthalten zahlreiche
Fehlübersetzungen und Fehlbestimmungen von Pflanzen- und Tierarten.
Die Sprache
Das Shipibo ist (nach WEISSHAR 1980) eine agglutinierende
Sprache, die an Nominal-, Verbal- und Partikelstämme
grammatische Suffixe nach einer festen Ordnung anfügt.
Charakteristisch für agglutinierende Sprachen ist, daß
gebundenen Morphemen (im Fall des Shipibo den Suffixen)
jeweils eine grammatische Funktion entspricht.
Verbalstämme können in Verbindung mit bestimmten Suffixen
in Nomina transformiert werden;
entsprechend können Nominalstämme in Verben umgewandelt
werden. Daß Wortstämme vier oder fünf bedeutungstragende
Suffixe haben, ist keine Seltenheit; intransitive Sätze
bestehen oft nur aus einem Wort.
Zur Arbeit mit TUSTEP
Ziel des Projekts sollte eine Präsentation der Texte in
Interlinearübersetzung sein, die ein Höchstmaß an
Überprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeit gewährleistete. In
drei aufeinanderfolgenden Zeilen sollte jeweils der
Shipibo-Text (Morphemgrenzen durch Bindestriche und Blanks
getrennt) in der ersten Zeile stehen, darunter eine
Einzelwort-Übersetzung (Nominative und Infinitive, bzw.
Abkürzungen für die grammatischen Morpheme) und in einer
dritten Zeile eine freie deutsche Übersetzung. Die drei
Zeilen sollten typografisch unterschieden sein.
Die Texte wurden zeilenweise (Lieder) bzw.
satzweise (Mythen) erfaßt, wobei jeweils abwechselnd eine
Zeile der Originalsprache (markiert durch ein
Steuerzeichen) und eine Zeile der Interlinear-Übersetzung
(gekennzeichnet durch ein anderes Steuerzeichen)
aufeinanderfolgten. Der Text der freien Übersetzung wurde
erst später eingefügt und durch ein drittes Steuerzeichen markiert.
Zur sicheren und leichteren Korrektur
wurden mit dem TUSTEP-Programm KOPIERE die Wörter der
einzelnen Zeilen bzw. Sätze so durchnumeriert, daß die
paarweise zusammengehörenden Wörter der Zeilenpaare
gleiche Nummern hatten. Erfassungsfehler, die zu
ungleichen Wortzahlen geführt hatten, wurden vom Programm
angemahnt. Auf diese Weise war eine exakte wortbezogene
Korrektur möglich.
Mit einer weiteren TUSTEP-Kommandofolge wurden
die Wortnummern aus der Korrekturfassung entfernt und die
für das Satzprogramm notwendigen Steuerzeichen automatisch
eingefügt. Auf diese Weise wurde die für die
Interlinearübersetzung notwendige wortgenaue Ausrichtung
erreicht (bei den Liedern im Flattersatz, bei den Mythen
im Blocksatz); die Druckaufbereitung erfolgte über das
Satzprogramm, die Ausgabe über die Satz-Simulation auf dem
Laserdrucker.
Hier wurde TUSTEP zusätzlich zur
Druckaufbereitung vor allem zur Kontrolle der
Vollständigkeit des Glossars benutzt. Dazu wurde ein
gemeinsames "Register" von Mythen, Liedern und Glossar
erstellt und nur die Belege ausgedruckt, die keine
Referenz aus dem Glossar enthielten. - Die
Druckaufbereitung erfolgte ebenfalls mit Hilfe von
Satzprogramm und Satz-Simulation auf dem Laserdrucker.
Literatur
(Die Kurzfassungen der Referate wurden von den Referenten zur Verf�gung gestellt.)
Zur
Übersicht über die bisherigen Kolloquien
tustep@zdv.uni-tuebingen.de - Stand: 3. Juli 2003