
Protokoll des 4. Kolloquiums über die Anwendung der
Elektronischen Datenverarbeitung in den Geisteswissenschaften
an der Universität Tübingen vom 6. Juli 1974
Diese Arbeit verfolgte zwei Ziele. Das erste Ziel bestand darin,
den Gebrauch des Gerundiums sowohl bei Froissart als auch bei
Berners detailliert und möglichst exakt zu beschreiben. Das zweite
Ziel war in dem Versuch zu sehen, den Gebrauch des Gerundiums durch
die beiden Autoren miteinander zu vergleichen. Bei diesem Vergleich
sollte eine Aussage darüber gemacht werden, ob und, wenn ja, inwieweit
sich Berners in seiner Verwendung des Gerundiums durch den Gebrauch
des Gerundiums bei Froissart beeinflussen ließ.
Datenaufnahme:
Datenvorbereitung:
Ergebnisse:
Die auf Repräsentativität zielende Umfrage wurde im Sommersemester 1973 im Rahmen
des Hauptseminars "Die Rezeption Heinrich Bölls" (Leiter: Prof. Dr.
W. Barner) unter Mitwirkung aller Seminarteilnehmer durchgeführt.
Das Unternehmen verstand sich als empirische Ergänzung zur immanenten,
sich dem Leser auf interpretatorischem Wege nähernden literaturwissenschaftlichen
Rezeptionsforschung. Um die Vergleichbarkeit
der Ergebnisse weitgehend zu sichern, wurde die Form des standardisierten
Interviews gewählt; die Faktenfragen zur Böll-"Kenntnis" und
-Lektüre sowie zum sonstigen Kultur-Konsum der Probanden konnten unproblematisch
als dichotomische Fragen bzw. multiple choice gestellt
werden. Die Übertragung auf Lochkarten bereitete so keine Schwierigkeiten.
In einem ersten Arbeitsgang wurden die Ergebnisse der 184
Fragebögen à 50 Fragen einfach ausgezählt, der zweite Arbeitsgang ermittelte
die speziellen Daten für Böll-Leser, für Probanden, die Böll
ausschließlich kannten und für solche, die von Böll noch nie gehört hatten.
Die Fortführung des Projekts im Wintersemester 1973/74 war vor allem auf die innerliterarische
Kommunikation Autor - Leser gerichtet. Anhand eines
"typischen" Böll-Textes sollte die Rezeption ausschließlich der Böll-Leser
getestet werden, um so eventuell überindividuelle Züge auszumachen.
Den komplexen Zusammenhängen war nur mit Meinungsfragen und
einer Kombination von freien Antwortmöglichkeiten und multiple choice
adäquat beizukommen, deren Übertragung auf Lochkarten ohne vorherige
aufwendige Bearbeitung nicht möglich schien; es wurde deshalb auf
eine Auswertung per EDV verzichtet.
Vor allem an die Mitarbeiter des ZDV war darum die Bitte gerichtet,
in der nachfolgenden Diskussion zu klären, ob und inwieweit eine
Auswertung von freien Antworten oder gar von nicht-standardisierten
Interviews mit Hilfe der EDV vielleicht doch möglich sei.
Ziel des Projektes:
Arbeitsschritte:
Im Hinblick auf den bevorstehenden Auszug der naturwissenschaftlichen
Fächer auf die Morgenstelle wurde das Bedürfnis nach einem gedruckten,
überall verfügbaren Katalog der Lehrbuchsammlung ab 1972 als dringend
empfunden. Das Verzeichnis sollte systematisch angelegt und durch ein
Register der Verfasser und Herausgeber erschlossen sein. Die Titelaufnahmen
konnten im Vergleich zum Zettelkatalog stark vereinfacht und
gekürzt werden.
Nachdem zunächst konventioneller Offsetdruck nach maschinenschriftlicher
Vorlage vorgesehen war, wurde schließlich doch der computergesteuerte
Lichtsatz gewählt. Maßgebend für diese Entscheidung waren folgende
Vorteile des Verfahrens:
Das Programm wurde vom ZDV geschrieben, die Ablochung erfolgte durch
eine Bibliothekarin auf Flexowriter 2201 der UB.
Erschienen sind bisher:
(Die Kurzfassungen der Referate wurden
von den Referenten zur Verfügung gestellt.)
Joy Fischer
Der Gebrauch des Gerundiums bei Froissart und Lord Berners
Die Gerundien im altfranzösischen Hauptwerk von
Froissart und der Übersetzung dieses Werkes ins Mittelenglische
durch Berners wurden ermittelt und mit Hilfe eines Schemas vergleichbar
gemacht.
Dieses Schema war so angelegt, daß eine Übernahme
auf Lochkarten ohne weiteres möglich war. Die so gesammelten Daten
wurden gemäß der oben beschriebenen Zielsetzung miteinander verglichen.
Diese Aufgabe wurde mit Hilfe eines in FORTRAN IV geschriebenen
Programms gelöst.
Insgesamt wurden zur Lösung des Problems ungefähr 250.000
Vergleiche angestellt. Manuell, bei etwa einem Zeitaufwand von zwei
Minuten pro Vergleich, wäre dazu ein Arbeitsaufwand von beinahe fünf
Arbeitsjahren notwendig gewesen (von der Vielzahl möglicher Fehlerquellen nicht zu reden). Dieses Ergebnis spricht für sich, d.h. für
die Anwendung der EDV.
Aus der Diskussion
Rolf Kellner
Bevölkerungsumfrage in Reutlingen zur Resonanz Heinrich Bölls
Wilhelm Ott
Metrische Analyse lateinischer Hexameter
Material für metrische Untersuchungen, auf denen
unsere Kenntnis lateinischer Metrik beruht und die auch für
die Interpretation nicht unwichtig sind, künftig automatisch und
damit nachprüfbar zur Verfügung zu stellen und allgemein zugänglich
zu machen. Die Arbeit muß so weit automatisiert werden, daß sie nebenamtlich
geleistet werden kann.
Trefferrate:
Friedrich Seck
Der Katalog der Lehrbuchsammlung der UB Tübingen
Ein abschließender Teilkatalog für die geisteswissenschaftlichen Fächer
ist für 1975 vorgesehen.
Mathematik, Naturwissenschaften, Geographie, Medizin.
Stand Juli 1975.
Rechts- und Staatswissenschaft, Politikwissenschaft, Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie. Stand Mai 1974.
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Übersicht über die bisherigen Kolloquien
tustep@zdv.uni-tuebingen.de - Stand: 31. Januar 2002