
Protokoll des 47. Kolloquiums über die Anwendung der
Elektronischen Datenverarbeitung in den Geisteswissenschaften
an der Universität Tübingen vom 2. Dezember 1989
Allgemeine Informationen
1. Forschungsschwerpunkt 08 "Wissenschaftliche Textdatenverarbeitung"Die Förderung des Forschungsschwerpunkts 08 läuft Ende 1989 planmäßig aus. Die Empfehlung der Kommission 2000, diesen Schwerpunkt langfristig weiterzufördern, kann nach Auskunft des Kanzlers der Universität frühestens mit dem nächsten Doppelhaushalt (1991/92) umgesetzt werden. Ein Antrag an das MWK, für das Jahr 1990 eine (wenn auch reduzierte) Übergangsfinanzierung bis dahin zu gewähren, wurde von diesem abgelehnt. Eine in Aussicht gestellte Intervention durch die Leitung der Universität könnte frühestens im Frühjahr 1990 Erfolge zeigen.
Für das Haushaltsjahr 1991/92 sind entsprechende Anträge gestellt worden. Sie sehen als erste Stufe eines mehrstufigen Plans Personalstellen in dem Umfang der Förderung der Jahre 1985-1989 vor, zuzüglich einer Stelle für eine(n) Verwaltungsangestellte(n). Die Universitätsleitung ist zuversichtlich, daß dieser Antrag Erfolg haben wird.
Für Unterstützung und Weiterentwicklung der Wissenschaftlichen Textdatenverarbeitung am ZDV wird also zumindest 1990 erheblich weniger Personal zur Verfügung stehen.
2. OPTOPUS Lesegerät
The collection of Middle High German language materials
initiated by Benecke and elaborated by Müller and
Zarnke, and issued in the Mittelhochdeutsches
Wörterbuch between 1854 and 1866 is the basis of
all later comprehensive Middle High German dictionaries.
For all the significance of the material, the basis
collection and its several derivations and editions
(notably by Lexer and Pretzel) are beset with complexities
of inconsistency. In the present project, which establishes
an index by New High German word forms with the help of
TUSTEP routines, the lexicographical problems stand
revealed, and no attempt has been made to smooth them over.
Ziel eines gemeinsamen Arbeitsvorhabens mit Erwin Koller und
Norbert Richard Wolf am Institut für deutsche Philologie
der Universität Würzburg war es, den
mittelhochdeutschen Wortschatz über einen Index
der neuhochdeutschen Bedeutungen zu erschließen.
Das Projekt ist inzwischen abgeschlossen; zur Illustration ist
am Schluß dieses Beitrags eine Probeseite beigefügt.
Einige Erfahrungen aus der Arbeit am Index sollen hier vorgestellt werden.
Die Aufgabe, dazu einen alphabetischen Index in Form eines
Handwörterbuchs zu erstellen, das auch gleich noch die
Nachträge zum Stammwörterbuch aufnehmen sollte, nahm
bald nach der Fertigstellung Matthias Lexer in Angriff. Sein
»Mittelhochdeutsches Handwörterbuch« (1869 -
1878) nahm Lexer später wiederum zur Grundlage für
ein »Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch«,
das in der 3. Auflage von 1885, der letzten von Lexer
umgearbeiteten Fassung, "in der neuen gestalt auch als
ein supplement und korrektiv des H[andwörterbuchs]
und im ganzen (von vielen unwesentlichen und
selbstverständlichen kompositionen
abgesehen) auch als ein repertorium des dermaligen
mittelhochdeutschen sprachschatzes betrachtet werden" kann
(Vorwort, S. III). In der 19. Aufl. von 1930 wurde Lexers
Material überarbeitet und in bescheidenem Umfang
ergänzt. Vor allem aber wurde die bislang streng
alphabetische Anordnung aufgegeben zugunsten der Bildung von
Wortnestern, Wortartikeln, die stammverwandte Wörter
zusammenfassen. Im Jahr 1959 wurde der 29. Auflage ein Nachtrag
von Ulrich Pretzel unter Mitarbeit von Rena Leppin und
Wolfgang Bachofer beigefügt. In der 34. Auflage
wurde dieser Nachtrag durch eine Neufassung ersetzt (Ulrich
Pretzel: Nachträge zum Mhd. Taschenwörterbuch unter
Mithilfe v. Dorothea Hannover und Rena Leppin neubearb. u. aus
den Quellen ergänzt, 1974), die seitdem unverändert
nachgedruckt wird. Vgl. dazu auch: Wolfgang Bachofer,
Mittelhochdeutsches Wörterbuch
in der Diskussion. Symposion zur mittelhochdeutschen
Lexikographie, Hamburg, Oktober 1985, Tübingen 1988
(Germanistische Linguistik, Bd. 84).
Die bekannten Defizite in der mittelhochdeutschen
Lexikographie sollen hier nicht weiter ausgebreitet werden. Zu
den Nachträgen sei daher nur angemerkt, daß nicht allein die divergierende
Sprache der neuhochdeutschen Bedeutungsbeschreibungen sehr
problematisch erscheint, vor allem fehlt den Bedeutungsangaben
die Verifikationsmöglichkeit an Belegen, wohingegen die
Bedeutungen im »Taschenwörterbuch« durch den
Bezug auf »Handwörterbuch« und
»Mittelhochdeutsches Wörterbuch« bis in die
Quelltexte zurückzuverfolgen sind.
Oberster Grundsatz bei der Arbeit am Index war es, in die
Bedeutungsbeschreibungen nicht einzugreifen. Die
ursprüngliche Vorstellung, das mhd. Stichwort zusammen
mit dem nhd. Erklärungskontext in den Index mit zu
übernehmen, mußte daher auch, angesichts der
divergenten Beschreibungssprache in den verschiedenen Teilen
bzw. Schichten des Taschenwörterbuchs, einem
konsequenten Indexkonzept weichen. Es soll die
Inhomogenitäten ausgleichen und dafür sorgen,
daß mhd. Wortmaterial nicht
aufgrund von Ungleichmässigkeiten und Varianten in der nhd.
Bedeutungsangabe nur an versteckter Stelle oder womöglich
überhaupt nicht nachgewiesen wird. Einer ersten Klasse von
Indexeinträgen werden so all die mhd. Stichwörter
zugeordnet, die im »Taschenwörterbuch« nur
durch die neuhochdeutsche Bedeutungsangabe ohne weiteren
Kontext, quasi als eine Art Oberbegriff, erklärt werden.
In eine zweite Klasse sind die mhd. Begriffe eingeordnet, deren
neuhochdeutsche Bedeutungsbeschreibung in irgendeiner Form
durch Attribute näher bestimmt ist. Innerhalb dieser
beiden Klassen kann es vorkommen, daß aufgrund besonderer
Wortformen in der nhd. Bedeutungsangabe
(Partizipien, Präpositionalphrasen) auch andere, vom nhd.
Indexstichwort abweichende mhd. Wortarten (etwa Adverbien) oder
Wortformen (Plural) zu stehen kommen. Solche Einträge
werden durch einen hochgestellten Punkt abgegrenzt bzw.
kenntlich gemacht. In einer dritten Kategorie haben wir die
mhd. Einträge zusammengefaßt, in denen das
neuhochdeutsche Indexstichwort als Bedeutungsmerkmal auftritt,
wobei wir den Begriff »Bedeutungsmerkmal«
großzügig ausgelegt haben. Damit die
Auffindung aller einschlägigen mhd. Formen unabhängig
von Zufälligkeiten der Bedeutungsbeschreibung (z.B.
Wortbildungskomplex statt Mehrwort-Phrase) gewährleistet
ist, werden in der vierten und letzten Indexkategorie die
weiteren neuhochdeutschen Stichwörter aufgeführt, in
denen das Indexstichwort als Wortbildungselement erscheint.
Die besondere Problematik der »Nachträge« zum Taschen-Lexer
zeigt sich - von fehlendem Quellenbezug, inkompatiblem
Artikelaufbau und divergenter Beschreibungssprache abgesehen -
besonders deutlich in Dubletten und Überschneidungen.
Hierzu noch einige Belege aus einem beliebig ausgewählten
Bereich: Der Vergleich des Anfangs von Buchstabe mhd. »b« z.B.
zeigt, daß die Angaben auf S. 368 der »Nachträge«: »ungetreuer
vormund« zu balmunt, »bannmeile« zu banmîile, »mit
entblößtem haupt« zu barhoubet, »barfüßermönch« zu
barvüeze und »barfuß« zu barvuoz, allesamt Dubletten
sind, die der Taschenlexer bereits auf S. 9 verzeichnet. Mit
Einschränkungen gilt dies auch noch für baltlâiche, banen
und bar.
In anderer Hinsicht verwirrend wirkt, daß die gleiche
mhd. Phrase an verschiedenen Stellen erscheint und jeweils
unterschiedlich interpretiert wird: Zu wâat prüeven findet
sich so unter wat »einkleiden, ausrüsten« (S. 489), unter
prüeven hingegen »dp. kleider anmessen, anfertigen lassen,
jem. einkleiden« (S. 437); ähnlich zu sus hin »hinfort«
unter hin (S. 408), unter sus aber »im übrigen,
hinfort, künftig« (S. 451); zu schôone stâan steht unter
schône »obenauf sein« (S. 443), unter stân »obenauf
sein, unversehrt sein« (S. 447); schließlich heißt es zu
kranker sin unter kranc »verblendung, trotz« (S. 418),
unter sin »verblendung, verwirrung der gefühle« (S. 445).
Die Beispiele ließen sich noch fortsetzen.
Als Fazit intensiver Detailarbeit an dem mhd.
Wörterbuchmaterial bleibt am Ende die feste
Überzeugung, daß die Benutzbarkeit von Lexers
»Taschenwörterbuch« weder durch
oberflächlich modernisierende Überarbeitungen zu
verbessern oder zu aktualisieren ist, noch durch moderne »Nachträge«, die
obendrein keinen Zugriff mehr auf die zugrundeliegenden Texte
erlauben. Und schon gar nicht durch die Vermischung von beidem.
Der Benutzer des Index wird sich hier selbst ein Urteil bilden
können. Denn das Material der »Nachträge«
ist, durch Kursive markiert, in den Index aufgenommen.
Denzinger's handbook collection of the most important
church documents of catholic dogma first appeared in 1854.
The present edition by Schönmetzer appeared in 1976
and contitutes its 36th edition. The intervening editions,
successively actualising the collection by augmentation,
have been partly in Latin, partly in German and other
languages. The present project is aimed at a complete
bilingual Latin and German edition, and it also proposes
to increase the collection by documents right up to the
present time.
Es gibt wohl kaum ein theologisch-systematisches Buch oder
eine Vorlesung im Fach Dogmatik, in denen nicht das Sigel DS
auftauchen würde. Nach dem ersten und letzten Herausgeber
bezeichnet es ein in der katholischen Theologie weltbekanntes
und fast überall verbreitetes Buch. Sein etwas barocker
Titel lautet vollständig:
Der "Denzinger" gehört zur literarischen Gattung der
Enchiridien; er ist eine handbuchartige Sammlung von
Quellentexten zum praktischen Studiengebrauch.
In seiner heutigen Gestalt enthält er die wichtigsten
Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrdokumente zu Fragen
des Glaubens und der Sitten vom Anfang des 2. Jahrhunderts
bis 1964, d.h. bis zu Beginn des Pontifikats von Paul VI.
Die Texte sind in lateinischer, teilweise auch
in griechischer Sprache abgefaßt.
Heinrich Denzinger, der Begründer des "Enchiridion", wurde am 10. Oktober
1819 in Lüttich geboren. Sein Vater war Philosophieprofessor. Durch
die revolutionären Wirren um 1830 in Belgien sah sich die royalistisch
gesinnte Familie Denzinger gezwungen, ins Exil zu gehen. Sie siedelte
nach Würzburg über. Dort nahm Heinrich Denzinger das Studium der
Philosophie auf und schloß es mit der Promotion ab. Schon während des
Studiums beschloß Denzinger, Priester zu werden. 1838 trat er deshalb in
das Klerikerseminar in Würzburg ein. 1844 erhielt er in Rom die Priesterweihe.
1848 folgt er dann einem Ruf an die Katholisch-Theologische
Fakultät in Würzburg. Zunächst erhält er eine Professur
für Exegese des
Neuen Testaments. Sechs Jahre später übernahm er dort
den dogmatischen Lehrstuhl.
Heinrich Denzinger war literarisch äußerst fruchtbar; wir verdanken ihm
nicht nur mehrere Editionen, sondern auch Werke zur Dogmen- und
theologischen Zeitgeschichte. Mit Ausnahme des nach ihm
benannten Enchiridion sind aber alle Werke in Vergessenheit geraten.
Der "Denzinger", der nunmehr seit 135 Jahren existiert
(1854 erschien die erste Auflage) ist dogmenhistorisch
orientiert. Die Dokumente sind der Chronologie entsprechend
angeordnet; außer bei den Glaubensbekenntnissen
im ersten Teil stellen die einzelnen Pontifikate, von Clemens
I. (ca. 90-100) bis Johannes XXIII. (1958-1963) und dem ersten
Jahr des Pontifikats Paul VI. (1964), das Einteilungs- und
Gliederungsprinzip dar.
In der ersten Auflage stellte Heinrich Denzinger 128
Dokumente zusammen; beim letzten handelte es sich um eine
Ansprache Pius IX. von 1852 gegen die zivile
Eheschließung, die bis zur 31. Auflage ständig
mitabgedruckt wurde. Für den Zeitraum bis 1852 hat die
letzte Ausgabe des Denzinger 202 Dokumente. Das "Enchiridion"
von Denzinger ist in seiner Editionsgeschichte also stark
angewachsen. Nach dem Tod von Heinrich Denzinger übernahm
für die 7. und 8. Auflage Ignazius Stahl die Edition.
Danach bestimmte der Jesuit Clemens Bannwart die Gestalt des "Denzinger".
Mit der 10. Auflage legte er 1908 eine Neubearbeitung vor. Ab
der 26. Auflage übernahm der Jesuit J.B. Umberg die
Sammlung. Mit der 28. Auflage von 1952 erscheint Karl Rahner
als Herausgeber. Er sieht bald ein, daß das Enchiridion
völlig neu bearbeitet werden muß. Wegen
seiner vielfältigen Verpflichtungen mußte er diese
Arbeit aber abgeben. Mit der 32. Auflage von 1963 liegt der
"neue Denzinger" (= DS) vor. Sein "Vater" ist der Jesuit Adolf
Schönmetzer. 1956 erschien vom "alten Denzinger" eine
spanische, 1957 eine englische Übersetzung.
Der DS ist bis heute unverändert geblieben. Er enthält neben den berücksichtigten
Dokumenten instruktive Einleitungen zu den Texten und mehrere
Indices. Der Registerteil umfaßt einen Bibelstellenindex,
einen Index initiorum,
d.h. einen Index der Dokumente, die nach ihren Initia bezeichnet
werden, dann als Herzstück des Registerteils einen
umfassenden, stark differenzierten systematischen Index und
schließlich ein Personen- und Sachregister.
Für diejenigen, die der lateinischen Sprache nur in
begrenztem Maße mächtig sind, gibt es schon seit
längerem eine Quellensammlung, die dem DS in manchem
ähnelt, aber nicht einfach seine Übersetzung ist.
Diese Sammlung nennt man nach ihren ersten beiden Herausgebern
den "Neuner-Roos" (= NR). Ihr Titel lautet:
Sowohl die zurückgehenden Lateinkenntnisse als auch
die Grenze des NR machen eine vollständige zweisprachige
Ausgabe des DS zu einem wissenschaftlichen
Desiderat. Seit 1983 wird deshalb am Lehrstuhl für Dogmatik
von Prof. Dr. Peter Hünermann an einer solchen Ausgabe
gearbeitet. Dabei war von vornherein vorgesehen, den DS um
wichtige kirchliche Lehrdokumente von 1964 bis in die Gegenwart zu ergänzen (Konstitutionen
und Dekrete des 2. Vatikanischen Konzils und Enzykliken,
Instruktionen etc. der Pontifikate von Paul VI. bis Johannes Paul II.).
Mit Unterstützung der Abteilung Literarische und Dokumentarische Datenverarbeitung
am Zentrum für Datenverarbeitung (ZDV) der Universität
Tübingen unter der Leitung von Prof. Dr. W. Ott wird
mit TUSTEP eine zweisprachige Ausgabe des DS vorbereitet, die auf jeder
Seite fortlaufend sowohl den emendierten originalsprachlichen wie den
deutschen Text bietet, wobei Kolumnentitel, Überschriften, Einleitungen,
Fußnoten und Indices (außer dem Index initiorum)
nur in Übersetzung erscheinen.
Dazu wurde zunächst der bestehende griechisch-lateinische Textbestand mit
dem KDEM-Omnifont-Leser des ZDV Tübingen erfaßt und für die Weiterverarbeitung
bereitgestellt. Parallel dazu erfolgte die Eingabe der deutschen
Übersetzung auf PC-Basis mit Hilfe von PC-Write, später von WordPerfect.
Dabei wurden ASCII-Dateien erstellt und schon die wichtigsten Auszeichnungen
für das Satzprogramm mit eingegeben. Anschließend erfolgte
per Filetransfer die Bereitstellung der deutschen
Übersetzung zur Weiterverarbeitung mit TUSTEP.
Die Übersetzung des DS ist, soweit möglich, streng wörtlich, da der
deutsche Text nicht für sich stehen soll; ihm ist vielmehr die Aufgabe
zugedacht, den Leser zum griechisch-lateinischen Text zurückzuführen. Die
nur in deutscher Übersetzung erscheinenden Kolumnentitel, Überschriften,
Einleitungen und Fußnoten wurden durchgesehen und überarbeitet - sowohl
stilistisch als auch inhaltlich. Zur Zeit sind wir dabei, für
die Ergänzungen
von 1964 bis heute neue Überschriften und Einleitungen zu schreiben. Mit
dem Abschluß des Projekts ist im Laufe des Jahres 1990 zu rechnen.
Der gesondert gespeicherte Originaltext wird ebenfalls einspaltig
gesetzt, jedoch mit einer Satzbreite, die etwas weniger als die
Hälfte der gesamten Satzspiegelbreite beträgt. Dadurch ensteht
eine fortlaufende Spalte auf der linken Hälfte der Seite,
die aber schon den endgültigen Zeilenumbruch bestimmt.
Originaltext und deutscher Text sind nun so zu mischen, daß
jeder Abschnitt parallel zu seiner Übersetzung gedruckt wird.
Da die Übersetzung in der Regel länger ist als der Originaltext,
ist sicherzustellen, daß die Dokumente und neue Absätze auf
gleicher Höhe anfangen. Deshalb werden schon bei der Erfassung
die entsprechenden
Stellen als "Parallelstellen" gekennzeichnet und automatisch durchnumeriert.
Parallelstellen gleicher Nummer gehören zusammen.
Ein weiterer Programmschritt ermittelt nach dem Satz
den vertikalen Abstand einer jeden Zeile vom
jeweiligen Abschnittsanfang.
Da für die automatische Weiterverarbeitung lediglich
relevant ist, auf welcher Seite und in welchem Abstand
vom oberen Seitenrand die Abschnitte jeweils beginnen
(bei parallelen Abschnitten, die durch Seitenwechsel
unterbrochen werden: die wievielte Zeile eines Abschnitts
des Originaltextes als erste auf der neuen Seite stehen muß),
werden diese Werte (durch das Programm KOPIERE mit automatisch erzeugten Textteil-Austausch-Parametern)
in diejenigen Zeilen des Originaltextes
eingetragen, die den entsprechenden deutschen Zeilen genau
parallel liegen. Nach einem erneuten Satz des Originaltextes
ergibt sich die Positionierung der Absätze an jeweils der
Stelle der Seite, an der sie vom deutschen Text verlangt werden.
Die so gesetzten Zieldateien des deutschen und des
Originaltextes werden mit einem in TUSTEP erstellten Makro
zusammengemischt.
Als Ergänzung des seit 1985 vorhandenen KDEM steht
jetzt ein Lesesystem OPTOPUS der Firma Makrolog zur
Verfügung. Das Gerät erweitert dank seiner
größeren Flexibilität die
Einlesemöglichkeiten für gedruckt vorliegende Texte
wesentlich, insbesondere für ältere Drucke (z.B. in
Frakturschrift) und für Texte in nicht-lateinischen
Schriften. Das Gerät kann darüber hinaus als Scanner
für Bild-Information genutzt werden.
Werner Wegstein (Würzburg)
Neuhochdeutscher Index zum mittelhochdeutschen Wörterbuch.
Lexikographische Erfahrungen mit den Materialien von
Benecke, Lexer, Pretzel Summary:
Lexicographical insights into the materials of Benecke,
Lexer, Pretzel
New High German Index for the Middle High German
Dictionary 1. Lexikographische Basis
Grundlage aller neueren Gesamtwörterbücher zum Mhd.
ist das von Benecke initiierte, von Müller und Zarncke
schließlich ausgearbeitete »Mittelhochdeutsche
Wörterbuch«, das in den Jahren von 1854 bis 1866
erschien. Im Informationsgehalt weit ausgreifend - man
vergleiche etwa den auch aus kulturhistorischer Sicht
lesenswerten Artikel zu mhd. bat -, im Artikelaufbau
klar gegliedert nach Bedeutungsvarianten und syntaktischer
Verwendung, liefert es zu den Bedeutungsansätzen zahlreich
Belegstellen aus den Texten. Es ist nach Wortfamilien geordnet.
2. Indexprojekt
Nach den langjährigen positiven Erfahrungen mit der
Anwendung der Datenverarbeitung in der Philologie, und das
heißt in Würzburg vor allem in der Arbeit mit
TUSTEP, das - unbeschadet aller Rechnerwechsel - seit 1976 hier
zur Verfügung steht, kam für die Herstellung des
Index nur ein EDV-gestütztes Verfahren in Frage.
Als Basis haben wir Lexers Taschenwörterbuch, eben "als
repertorium des mittelhochdeutschen sprachschatzes", in der
aktuellen Version einschließlich der »Nachträge« verwendet. Die
einzelnen Wortartikel wurden nach einem Indexsystem, das im
Verlauf der Arbeiten bei Bedarf noch weiter verfeinert werden
konnte, ausgezeichnet und manuell auf den Rechner übertragen.
Nach aufwendigen und zeitraubenden Korrekturgängen wurde
mit den durch TUSTEP verfügbaren Programmbausteinen und
Programmleistungen aus dieser Stammdatei der Index erstellt und
ohne weitere Eingriffe für den Satz aufbereitet. Es sei an
dieser Stelle betont, daß uns TUSTEP nicht nur zur
Textbearbeitung gedient hat, sondern daß auch
Korrekturschritte und Projektverwaltung über
TUSTEP-Prozeduren abgewickelt und kontrolliert wurden.
3. Erfahrungen
Die alphabetische Sortierung des Wörterbuchmaterials mit
Hilfe der Datenverarbeitung offenbart bis ins kleinste Detail
Unterschiede in Orthographie und Morphologie bzw. Lexik. Als
Gesamteindruck bleibt, daß das Wörterbuchmaterial
noch inhomogener war als befürchtet. Schon die 3. Auflage
des mhd. Taschenwörterbuchs, die Matthias Lexer 1885 noch
der offiziellen Schulorthographie angeglichen hatte (mit
Ausnahme der durchgängig beibehaltenen Minuskel und ss für ß), war in der Verwendung der
Beschreibungssprache nicht konsequent. So finden sich hier schon
zahlreiche Wortvarianten mit oder ohne Endungs-e bzw. -n: z.B.
»genick« (in anke, halsbein) neben »genicke« (in genic), »haufe«
(z.B. in bîge) neben »haufen« (etwa
in hûste), »genoss« neben »genosse« u.s.w., wobei die
Unterschiede teils schon aus Benecke / Müller / Zarnckes
»Mittelhochdeutschem Wörterbuch« herrühren. Die tiefgreifende
Bearbeitung in der 19. Auflage von 1930 brachte zwar "nur in
bescheidenem Maße" Ergänzungen, trieb jedoch die
orthographischen, morphologischen und lexikalischen Divergenzen
noch weiter: Neue Inkonsequenzen treten beispielsweise auf in
der Verwendung des scharfen ß, der Dehnungsschreibung von
a/aa (»wage-« z.B. in balke, ëbenwâage, hengest und öfter
gegenüber »waage-« wie in enwâage, klobe, schozwâage) und
erst recht in Getrennt- und Zusammenschreibung.
Was ursprünglich ziemlich konsequent getrennt geschrieben
wurde, findet sich nun in willkürlichem Wechsel, einmal zusammengeschrieben, dann wieder
auseinander. So heißt es jetzt »festmachen«
bei erstaeten, vermachen, vervestenen, in allen anderen Fällen (bestaeten,
feinen, gevesten, herten, verheften, verstaetigen, vestenen,
ziln) ist »fest machen« stehen geblieben.
Alphabetisierung zwingt hier zum Ausgleich. Für den Index haben wir Belege, in
denen solche Varianten auftauchen, zugunsten des heutigen Usus
vereinheitlicht, wobei wir uns an den Formen und Prinzipien des
DUDEN-Universalwörterbuchs orientiert haben, das auch den
Wortschatz des 19. Jahrhunderts noch recht gut abdeckt.
Daß damit möglicherweise in den »Nachträgen« durch Getrennt- oder
Zusammenschreibung markierte Bedeutungsunterschiede verdeckt
werden könnten, mußte dabei in Kauf genommen werden.
Neuhochdeutscher Index zum mittelhochdeutschen
Wörterbuch (Probeseite):
Thomas Fliethmann (Trier); Helmut Hoping (Tübingen)
Vollständige zweisprachige Ausgabe des "Enchiridion symbolorum, definitionum
et declarationum" von Denzinger / Schönmetzer
Summary:
A complete bilingual edition of the Enchiridion
symbolorum, definitionum et declarationum
by Denzinger and Schönmetzer
In preparation, the Latin and Greek original texts
have been KDEM-scanned. Files of the German translation
texts have been entered via PC. TUSTEP is enlisted to
organise the parallel presentation and to position
the parallel texts by automatic typesetting.
Enchiridion symbolorum, definitionum et declarationum de rebus
fidei et morum, quod primum edidit Henricus Denzinger, et quod
funditus retractavit auxit notulis ornavit Adolphus
Schönmetzer S.I., Barcinone - Friburgi Brisgoviae - Romae
361976.
In der Theologie spricht man oft einfach nur vom "Denzinger".
J. Neuner / H. Roos, Der Glaube der Kirche in den Urkunden der
Lehrverkündigung. Neubearbeitet von K. Rahner und
K.-H. Weger, Regensburg 111983.
Die Sammlung von Neuner-Roos druckt wichtige Lehrdokumente
des römisch-katholischen Glaubens in deutscher
Übersetzung ab. Anders als der DS ist der NR nicht
dogmenhistorisch, sondern systematisch orientiert.
Er folgt in seinen ersten zehn Kapiteln in etwa der
herkömmlichen Traktateneinteilung der katholischen Dogmatik.
Der NR ist ein nützliches Hilfsmittel im dogmatischen Studium, er enthält
allerdings nur einen Teil der im DS berücksichtigten
Dokumente, was sich vor allem beim dogmatischen Spezialstudium bemerkbar macht.
Technische Durchführung
Die Konzeption der Neuherausgabe des "Denzinger" sieht vor,
die Aufteilung der Seite und ihr Schriftbild möglichst zu
übernehmen, um so den Lesegewohnheiten der Benutzer entgegenzukommen.
Daher soll der Originaltext des jeweiligen Dokumentes durch einen
zweispaltigen Block ersetzt werden, der in der linken Spalte den
Originaltext und in der rechten die Übersetzung enthält. Alle
anderen Teile werden übersetzt, bleiben aber in ihrer Form
erhalten. Trotz der angestrebten optischen Zweispaltigkeit wird
doch nicht im technischen Sinne mit Spaltensatz gearbeitet, wozu die
parallel zu setzenden Texte in einer Datei stehen müßten. Es ist
vielmehr sinnvoller, die Texte getrennt zu erfassen und zu setzen
und erst nach dem Satz zusammenzumischen; dadurch werden vor allem
die Korrekturvorgänge erleichtert. Der Satz des deutschen
Textes und der Fußnoten erstreckt sich also einspaltig
über die volle Satzspiegelbreite, die Übersetzung der
Dokumente wird jedoch soweit eingezogen, daß sich eine
Spalte auf der rechten Hälfte des entsprechenden Textblocks
ergibt. Mit diesem Schritt sind der Zeilenumbruch des deutschen
Textes und der Seitenumbruch festgelegt.
(Die Kurzfassungen der Referate wurden von den Referenten zur Verfügung gestellt.)
Zur
Übersicht über die bisherigen Kolloquien
tustep@zdv.uni-tuebingen.de - Stand: 10. Oktober 2003