Protokoll des 42. Kolloquiums über die Anwendung der
Elektronischen Datenverarbeitung in den Geisteswissenschaften
an der Universität Tübingen vom 13. Februar 1988
Allgemeine Informationen
- TUSTEP auf dem PC
Inzwischen steht TUSTEP auch in einer PC-Version (noch ohne die SATZ-Programme) zur Verfügung. Es kann auf IBM PC AT und XT (und den dazu kompatiblen PCs) mit 640 K Speicherausbau und Festplatte eingesetzt werden. Anfragen über den Bezug der PC-Version können an Herrn Dr. Ott gerichtet werden. - Bericht über das Votum der Kolloquiumsteilnehmer an
den Präsidenten der Universität Tübingen (vgl.
das Protokoll des 41. Kolloquiums)
Der Brief mit dem Votum, den Dr. Ott im Namen der Kolloquiumsteilnehmer an den Präsidenten geschickt hatte, wurde von diesem unbeantwortet zurückgeschickt mit dem Hinweis, der Dienstweg müsse eingehalten werden. Der über den Leiter des ZDV, Prof. Dr. Graef, wieder auf den Dienstweg gegebene Brief wurde von diesem jedoch nicht weitergeleitet. Vor den Kolloquiumsteilnehmern begründete er diese Unterlassung im wesentlichen damit, daß er damals für die in dem Brief angesprochenen Probleme auch keine Lösung gesehen habe. Auf Grund der verflossenen Zeit seit der Ablösung der UNIVAC zum Jahresende 1987 schien es den Teilnehmern nicht sinnvoll, auf der Absendung des Briefes zu bestehen, sondern vielmehr auf eine Abhilfe der darin angesprochenen Probleme zu dringen. - Die Terminals als Ersatz für die stillgelegten UTS 400 sind im März eingetroffen. Die HP Laserjet-Drucker sind immer noch nicht an der BASF 7/88 angeschlossen, jedoch zeichnet sich inzwischen auch hier eine Lösung ab.
- Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Ausstattung
der Hochschulen mit Rechenkapazität in den Jahren 1989-1994
Wilhelm Ott referierte kurz den Inhalt der Empfehlungen und ging dann besonders auf die darin zum Audruck kommende Verkennung des Rechnerbedarfs für die Geisteswissenschaften ein. Diese Fehleinschätzung beruhe im wesentlichen darauf, daß der Computereinsatz in diesem Bereich mit "Textverarbeitung" (d.h. einfacher Manuskripterstellung) gleichgesetzt wird, für die einfache PCs vorgesehen sind. Wilhelm Ott betonte dagegen, daß für "wissenschaftliche Textdatenverarbeitung" ebenfalls vollwertige Arbeitsplatzrechner notwendig seien und darüber hinaus der Zugang von solchen Arbeitsplatzrechnern aus zum leistungsfähigen Universalrechner ebenso wichtig sei wie für die Naturwissenschaftler der Zugang zum Höchstleistungsrechner.
Friedrich Seck (Universitätsbibliothek)
"Bibliographie französischer Übersetzungen aus dem Deutschen 1487-1944" von L. Bihl und K. Epting. Erfahrungen bei der Anwendung des Tübinger Bibliographie-Programms
1. Die Bibliographie
Bihl, Liselotte: Bibliographie französischer Übersetzungen aus dem Deutschen: 1487-1944 = Bibliographie de traductions fran�aises d'auteurs de langue allemande / Liselotte Bihl; Karl Epting. In Verbindung mit Kurt Wais hrsg. von der Universitäts-Bibliothek Tübingen. -Tübingen: Niemeyer. - Bd. 1-2. - 1987. - XVIII, 1311 S.
Die vorzustellende Bibliographie ordnet sich in den Rahmen der Übersetzungsbibliographien ein; diese haben den Zweck, den literarischen Einfluß einer Sprachgemeinschaft auf eine andere zu dokumentieren und damit Grundlagen für einschlägige Detailforschungen zu schaffen. Diese Bibliographie verzeichnet unabhängig von Umfang und Bedeutung alle den Bearbeitern zur Kenntnis gekommenen Werke aus dem Bestand der Biblioth�que Nationale in Paris, die aus dem Deutschen in das Französische übersetzt sind. Hinzu kommen Übersetzungen von Werken, die deutschsprachige Autoren in anderen Sprachen - besonders Latein - verfaßt haben; ausgeschlossen sind dagegen von deutschsprachigen Autoren ursprünglich französisch verfaßte Werke. Die aus praktischen Gründen notwendige Beschränkung auf Bestände der Biblioth�que Nationale ist vertretbar, da diese Bibliothek die bei weitem bedeutendste des französischen Sprachbereichs ist und seit 1536 das Pflichtexemplarrecht besitzt. Die Signaturen der Biblioth�que Nationale sind immer angegeben, so daß der Zugriff auf die verzeichneten Werke gesichert ist.
Die Bibliographie ist nach historisch-politischen Epochen mit den Grenzjahren 1789, 1815, 1830, 1848, 1870, 1918 in sieben Perioden gegliedert, die jeweils in sechs systematische Bereiche unterteilt sind:
- Belletristik und Philologie, Kunst- und Musikgeschichte, Archäologie
- Geographie, Geschichte
- Theologie, Philosophie, Psychologie, Pädagogik
- Mathematik, Naturwissenschaften, Anthropologie, Medizin, Sport
- Rechts- und Staatswissenschaft, Politik, Soziologie, Militärwissenschaft
- Wirtschaftswissenschaften, Technik, Landwirtschaft
Die Sammlung des bibliographischen Materials wurde bereits 1944 von Karl Epting (1905-1979) begonnen, der damals Leiter des deutschen Kulturinstituts in Paris war und die Kataloge der Biblioth�que Nationale durch Hilfskräfte auf Übersetzungen deutscher Autoren durchsehen ließ. Epting übergab seine Zettelsammlung 1958 der Universitätsbibliothek Tübingen. Der Tübinger Romanist und Komparatist Kurt Wais setzte in den folgenden Jahren Hilfskräfte zur Weiterbearbeitung ein, die allerdings mit seiner Emeritierung (1975) ihr Ende fand. 1978 griff der damalige Leiter der Universitätsbibliothek Richard Landwehrmeyer das Projekt wieder auf; er trat an Frau Dr. Liselotte Bihl, Germanistin und Romanistin, Oberbibliotheksrätin i.R., mit der Bitte heran, sich des Zettelmanuskripts anzunehmen. Sie erklärte sich dazu bereit, bearbeitete das gesamte Titelmaterial völlig neu, erweiterte es beträchtlich und führte in 9 Jahren (1979-1987) ehrenamtlicher Tätigkeit die Bibliographie zu ihrem publikationsreifen Abschluß.
2. Das Tübinger Bibliographieprogramm
Für die Herstellung der Bibliographie wurde das seit 1982 unter ausschließlichem Einsatz von TUSTEP-Bausteinen entwickelte und erstmals hier beim 26. Kolloquium am 20. November 1982 dargestellte Tübinger Bibliographieprogramm (vgl. Protokoll des 26. Kolloquiums; veröffentlicht in: ALLC Bulletin 11 (1983) Nr. 2, S. 41f.) eingesetzt. Es ist charakterisiert durch ein differenziertes analytisches Datenformat (dreistellige Codes in Anlehnung an die Kategorien des für die wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes Baden-Württemberg tätigen Bibliotheksverbundes Südwest, vermehrt um Elemente, die nicht für Bibliothekskataloge, wohl aber für Bibliographien erforderlich sind, z.B. Kapitelüberschriften), möglichst einfache Erfassungsroutinen zur Arbeitserleichterung, Zeitersparnis und Vermeidung von Schreibfehlern, Möglichkeit, durch Beigabe eines Sortierkriteriums die Titel und Überschriften (Sortiereinheiten) in beliebiger Reihenfolge zu erfassen und eine in mehreren Stufen verlaufende Datenverarbeitung, die über Aufbereitungs- und Prüfroutinen über die Sortierung und Registerherstellung bis zum Lichtsatz führt. Das Programm wurde auf dem TR 440 entwickelt, dann aber sobald wie möglich auf die UNIVAC und die BASF (Betriebssystem MVS) übertragen. Dabei wurden die Möglichkeiten der neuen TUSTEP-Version zu Erweiterungen genutzt und insbesondere reichlich Gebrauch von Makroanweisungen gemacht, die den Einsatz der Routinen immer mehr erleichtern sollen.3. Die Anwendung des Programms
Nach der - und in der Endphase parallel mit der - Fertigstellung des handschriftlichen Zettelmanuskripts wurde 1985 mit der Vorbereitung der Datenerfassung durch eine Bibliothekarin und mit der Erfassung in OCR-B-Schrift und Courier durch Schreibkräfte begonnen. Obwohl das Bibliographieprogramm auf generelle Anwendbarkeit hin konzipiert ist, bestanden bei mehreren Anwendungen Sonderwünsche, die nicht vorausgesehen worden waren und jeweils zu Modifikationen oder Erweiterungen führten. Im Fall der Bihl-Eptingschen Bibliographie gilt dies besonders für- die Ordnung der Werke eines Verfassers:
Die Verfassernamen konnten innerhalb der Kapitel zwar streng alphabetisch geordnet werden, die Sachtitel innerhalb der Autoren aber nicht, da z.B. Sammlungen vorangestellt werden und verschiedene Übersetzungen des gleichen Werkes auch dann (in chronologischer Reihenfolge) hintereinander stehen sollten, wenn sie verschiedene Titel haben. Titel, deren Ordnung nach der Erfassung nicht angetastet werden sollte, wurden deshalb für die Sortierung "maskiert", so daß z.B. in jeder Periode fast der ganze Goethe wie ein einziger Titel behandelt wurde. - Zwischenüberschriften:
Bei umfangreichen Autoren und oft übersetzten Werken sollte die Übersichtlichkeit durch Zwischenüberschriften (nebst Abschlußstrichen) erhöht werden. Dafür waren aber die im Programm vorgesehenen Überschriften ungeeignet, da sie jeweils ein Kapitel eröffnen und alle nachfolgenden Eintragungen die gleiche Sortiernummer wie die Überschrift haben müssen, während tatsächlich die Kombination von Perioden- und Kapitelnummer (1.1 bis 7.6) als Sortierkriterium benutzt wurde. Deshalb wurden die Zwischenüberschriften in Kommentarkategorien innerhalb der Titel, vor denen die Überschrift bzw. nach denen ein Abschlußstrich stehen sollte, erfaßt und erst unmittelbar vor der Titelmontage durch ein Hilfsprogramm extrahiert. - Verlagsregister:
Es wurde ein nach Orten gegliedertes Verlagsregister gewünscht. Die Schwierigkeit besteht darin, daß - im Gegensatz zu den Namen von Personen und Körperschaften - die Namen der Erscheinungsorte und Verlage an keiner Stelle der Titelaufnahme normiert sind. Die fehlende Normierung mußte also, und zwar nur für das Register, nachträglich durch eine Programmerweiterung bewirkt werden. Dies bereitet zwar keine grundsätzlichen Schwierigkeiten, war aber wegen der Vielzahl der Namensvarianten recht mühsam.
4. Schluß
Die Bibliographie ist im September 1987 erschienen. Ihre kulturgeschichtliche Bedeutung steht wohl außer Frage: Zusammen mit ihrem Gegenstück, der Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem Französischen 1700-1948 von Hans Fromm (6 Bände, Baden-Baden 1950-1953) erlaubt sie einen Überblick über die gegenseitigen deutsch-französischen Einflüsse, soweit sie sich im gedruckten Wort niedergeschlagen haben: von der hohen Dichtung zur Trivialliteratur, in Wissenschaft und Technik, Handel und Gewerbe.Die Frage, ob sich der Einsatz der EDV gelohnt habe, kann ohne Einschränkung bejaht werden. Das vorliegende, von mehreren Händen geschriebene und mehrfach korrigierte Zettelmanuskript hätte wohl vor einem konventionellen Satz mit der Maschine abgeschrieben werden müssen; die Herstellung der Register hätte sehr viel Zeit verschlungen und wäre trotzdem sehr fehleranfällig gewesen; Inkonsequenzen z.B. bei der Ansetzung von Personennamen konnten bei dem gewählten Verfahren teilweise schon frühzeitig erkannt und korrigiert werden, spätestens aber bei der ersten Korrektur der Register. Insgesamt läßt sich überschlägig eine Kostenersparnis von etwa einem Drittel errechnen.
Zur Qualität des Ergebnisses, zu dem auch ein stabiler
und ansehnlicher Einband beiträgt, sei eine Stimme aus
Frankreich zitiert: "le contenant vaut le contenu" - die
äußere Form ist des Inhalts würdig.
Vor Beginn der Textinterpretation wird der
Untersuchungsgegenstand Text festgelegt:
Abgrenzung des Textes, Arbeitsübersetzung, Einteilung des
Textes in Äußerungseinheiten, das sind Sätze oder auch
Nicht-Sätze mit eigener kommunikativer Funktion (sie sind
der Bezug für die gesamte weitere Interpretation), ggf.
noch Text- und Literarkritik. Die Literarkritik führte bei
vorliegendem Beispieltext Ri 14,11-19 zur Ausscheidung von
vv15-17.19a-d.
Der erste Schritt der Interpretation ist die
Ausdruckssyntax: Die Zeichenformen bzw. die Ausdrücke
werden in ihrem Zueinander und Gegeneinander und in ihrer
Verteilung im Text beschrieben. Dabei wird vom Inhalt
dieser Ausdrücke vollkommen abgesehen und nur ihre
phonetische oder graphische Gestalt beobachtet.
Der semantischen Dimension entspricht die Untersuchung der
wörtlichen Bedeutung jeder einzelnen Äußerungseinheit. Sie
wird metasprachlich genau beschrieben und interpretiert.
In der Pragmatik betrachtet die Textinterpretation die
Äußerungseinheiten in ihrem Zusammenhang, ihre Funktion im
Kontext; die wörtliche Bedeutung wird in die gemeinte
Bedeutung überführt.
Die Ergebnisse der einzelnen Schritte werden
zusammengeführt und gemeinsam interpretiert.
Textübergreifende und außerliterarische Untersuchungen
bringen die Interpretation zu ihrem vorläufigen Abschluß.
Ausdruckssyntaktisch untersucht wird der hebräische
Konsonantenbestand, eine Vorentscheidung, die
hauptsächlich die graphische Form der Zeichen im Blick
hat. Es interessiert die Frage, an welchen Stellen im Text
gleiche Ausdrücke auftauchen. "Ausdruck" können dabei
verschiedene Größen sein: Man kann bereits das Vorkommen
der einzelnen Buchstaben untersuchen. Weiter können
vorgegebene Kombinationen von Buchstaben (Silben,
Zeichenfolgen) untersucht werden. Schwierig ist dann nur,
nach welchen Kriterien man die Suchzeichenfolge bestimmt.
Besser ist, zunächst mit festen Größen zu arbeiten und die
Ausdrücke des Textes vollständig zu erfassen, d.h. man
vergleicht alle Ausdrücke vorgegebener Größe. Setzt man
noch keine oberflächenorientierte Bestimmung von Morphemen
voraus, so ist die nächstliegende ausdruckssyntaktische
Größe zur Untersuchung das graphische Wort, d.h. eine
Folge von Buchstaben zwischen zwei unmittelbar
aufeinanderfolgenden Blanks, Zeilenwechsel oder Maqqef.
Jedes dieser Wörter des Textes wird nun geprüft, an
welchen Stellen des Textes es genau in derselben Form
belegt ist. Das ist die Frage nach einem vollständigen
unlemmatisierten Wortregister. Seine Daten sind die
Grundlage der ausdruckssyntaktischen Interpretation.
Dafür werden die Daten umgesetzt in eine Graphik,
"Distributionstabelle" genannt (vgl. Abb. 1):
In der Distributionstabelle steht jeder Stern für ein
Wort. Die Spalte gibt den Registereintrag an, zu dem es
gehört, die Zeile die Referenz. Z.B. Spalte 1: Das Wort
unter dem Registereintrag mit der laufenden Nummer 1 ist
im Text dreimal belegt an den Stellen 11b, 12e, 13b.
Obwohl für die inhaltsfreie Interpretation eigentlich
uninteressant, findet sich in der Code-Tabelle (vgl. Abb. 2)
zu jeder Spalte der Wortlaut des entsprechenden
Registereintrags, z.B. Spalte 1 vertritt das Wort lym (slsym).
Die Linien sollen graphisch die Zusammengehörigkeit einer
Spalte und ihren ersten und letzten Beleg unterstützen.
Spalte 16 hat einen Sonderstatus: Hier sind aus Gründen
des Tabellenformats alle Wörter zusammengefaßt, die
im Text nur einmal belegt sind.
Betrachtet man die Tabelle zu Ri 14,11-19*, so fallen zwei
Teile auf. Ein Anfang 11a-13b, oder besser Spalte 1-8, und
ein Schluß 13a-19e, oder besser Spalte 9-15. Im Bereich
12e-13b greifen beide Teile ineinander, hier liegt der
ausdruckssyntaktische Akzent des Texts. Der eigentliche
Textanfang 11a-12d ohne Wiederholungen (Spalte 1-5) kommt
mit drei Wörtern in 12e-13b zum Abschluß. Die
Spalten 2-3 gewährleisten die Kontinuität. 12e setzt mit den ersten
Wiederholungen und seiner Länge einen deutlichen Akzent,
den 13b durch den Rückgriff auf 12e aufnimmt. Beide
Äußerungseinheiten sind im Zentrum des Textes eng
aufeinander bezogen. Interessant ist, daß die zwei
Äußerungseinheiten nicht aus dem Text herausfallen,
sondern zum einen den ersten Teil abschließen, zum andern
den Anfang des zweiten Teils (13a) umschließen. Der zweite
Teil zeichnet sich dadurch aus, daß er durch die beiden
alternierend belegten Wortpaare strukturiert ist. Die
Wortschatzzunahme geht weiter, die Wiederholungen lassen
keine besonderen Akzente erkennen. Durch die
alternierenden Wortpaare weist der 2. Teil in seiner
Gliederung auch über sich hinaus, zurück auf den
ersten Teil. Denn das Wortpaar begegnet erstmals in 12a, das
Gliederungsprinzip beginnt also bereits dort. Damit ist
über die Akzentstelle hinweg der Text durchkomponiert.
Von der ausdruckssyntaktischen Interpretation zurück zum
Inhalt: Der Textanfang stellt die Personen und die
Situation vor. Simson beginnt seine Rede und schlägt eine
Wette vor. In 12e wird der Gegenstand der Wette genannt.
Betont wird die Beziehung dieser Abmachung mit den
Angeredeten: lym (slsym) und lkm werden wiederholt.
13a ist gedanklich ein Vorgriff auf die weitere Erzählung, Wörter
aus dieser Äußerungseinheit werden im weiteren Text
aufgenommen. 13b bringt die Wette und die Rede Simsons zum
Abschluß. Inhaltlich ist es eine genaue Entsprechung zu
12e. Die ausdrucksformale Akzentstelle des Textes ist in
dem vorliegenden Text gleichzeitig auch der inhaltliche
Knackpunkt: Es geht um die Wettabmachung.
Die gliedernden Elemente des zweiten Teils 14a.18e bzw.
13c.18a sind Redeeinleitung. Der zweite Teil des Textes
gliedert sich bis auf 14d und 19e in Rede und Gegenrede.
Und durch eine Rede eingeleitet in 12a sind die beiden
Teile auch zusammengebunden.
Ausgangspunkt des Programms ist ein Text, Endpunkt ist die
graphische Darstellung der Distributionstabelle.
Im ersten Schritt wird der Text für die Eingabe ins
Hauptprogramm vorbereitet (TUSTEP-Programm: KOPIERE). Bei
diesem vorbereitenden Schritt kann der Wissenschaftler
noch seine Wünsche und sein Sprachverstehen einbringen.
Danach läuft das Programm für alle Texte gleich ab.
Zunächst wird ein Wortregisters erstellt, dessen
Referenzen formal eindeutig gestaltet sind
(TUSTEP-Programme: REGISTER-VORBEREITE, SORTIERE,
REGISTER-AUFBEREITE). Die Daten des Registers müssen dann in
Koordinaten für Spalte und Zeile umgesetzt werden. Die
Zeile ist direkt durch die Referenz gegeben, die Spalte
ist die laufende Nummer des Registereintrags in der
Reihenfolge des Textes. Dafür werden die Registereinträge
wieder in die Textreihenfolge gebracht, indem man sie nach
ihrer ersten Referenz sortiert (TUSTEP-Programme:
SORTIER-VORBEREITE, SORTIERE). Damit kann man den
Registereinträgen eine laufende Nummer (= Spaltennummer)
zuordnen und gleichzeitig die Einzelwörter gesondert
kennzeichnen (TUSTEP-Programm: KOPIERE). Ausgegeben werden
die Zahlenpaare sowie die Code-Tabelle, welche den
Registereintrag mit der entsprechenden laufenden Nummer identifiziert.
Die Zahlenpaare in Form von TUSTEP-Korrekturanweisungen
werden nun nach Spalten sortiert (TUSTEP-Programme:
SORTIER-VORBEREITE, SORTIERE), um über Schleifenzähler die
Korrekturanweisungen für die Striche zwischen den Sternen
einer Spalte zu ergänzen (TUSTEP-Programm: KOPIERE).
Wenn die Korrekturanweisungen in die richtige Reihenfolge
gebracht sind (TUSTEP-Programme: SORTIER-VORBEREITE,
SORTIERE nach den Zeilennummern), können sie von
KORREKTUR-AUSFUEHRE verwendet werden. Korrigiert wird eine
leere Tabelle, die aus den Bezeichnungen der
Äußerungseinheiten der Quelldaten erzeugt wurde
(TUSTEP-Programm: KOPIERE). Hinter diesen Bezeichnungen
ist jede mögliche Stelle für einen Stern durch ein festes
Blank markiert. Bei der Korrektur werden die
entsprechenden festen Blanks durch einen Stern bzw. einen
Strich ersetzt. Diese Tabelle kann nun wie jede Textdatei
ausgedruckt werden (TUSTEP-Programm: FORMATIERE, DRUCKE).
Winfried Bader (Kath.-Theol. Seminar)
Ausdruckssyntaktische Untersuchung biblischer Texte
Summary
The author's approach of describing a text, which to a
certain degree is dependent on MORRIS' theory of the
functioning of signs, is divided into three distinct
branches of inquiry: syntax, semantics, and pragmatics.
Syntax, consequently, is concerned with the formal
relations of signs to one another - a procedure being
understood as an exclusively formal one completely
abstracting from lexical meanings. In order to interpret
a single text an index of its unlemmatized words must be
arranged. Then, the data of this index can by means of
TUSTEP computer programs be transformed into a graphic
representation which is bound to be interpreted. As far as
the example in Jud. 14:11-14.18.19* is concerned, the
graphic representation of wordforms reveals two sections
of the text which overlap at the end of verse 12 and at
the beginning of verse 13. In respect of formal syntax
this marks the text's culminating point that in this case
exactly corresponds to the most important section of the
text with regard to contents.
Sprachwissenschaftlicher Hintergrund
Die ausdruckssyntaktische Untersuchung biblischer Texte
ist ein Teilschritt eines Methodenvorschlags zur
Textinterpretation, der sich am Zeichenmodell der Sprache
orientiert. Nach Charles W. Morris (Grundlagen der Zeichentheorie,
München 1972) hat ein Zeichen in seinem Verwendungsprozeß
(Semiose) drei Dimensionen:
Bei der Anwendung ergeben diese drei Dimensionen des
Zeichenprozesses eine methodische Gliederung der
Interpretation des Makrozeichens Text: (Ausdrucks-)Syntax,
Semantik, Pragmatik, vorgeschlagen von Harald Schweizer
(Metaphorische Grammatik, München 1981).
Ausdruckssyntax
Bei der Ausdruckssyntax gibt es zwei Fragerichtungen:
Der Computer läßt sich gerade bei der
ausdruckssyntaktischen Untersuchung vorzüglich einsetzen,
da er immer auf der Basis des formalen Vergleichs von
Zeichencodes arbeitet. Lösungsansätze zur
ausdruckssyntaktischen Analyse des gesamten Sprachkorpus
mit Hilfe des Computers wurden in einem Projekt von Harald
Schweizer (Tübingen) zusammen mit der Vrije Universiteit
Amsterdam erarbeitet. Die Verwendung des Computers bei der
ausdruckssyntaktischen Interpretation von Einzeltexten
erfolgt im Rahmen der Arbeit an einer Dissertation
"Simson. Sprachwissenschaftliche Beschreibung und
Interpretation von Ri 13-16". [Diese Dissertation von
Winfried Bader ist inzwischen erschienen:
Simson bei Delila: computerlinguistische Interpretation
des Textes Ri 13-16. T�bingen 1991]
Ein Forschungsprojekt von Prof. Schweizer setzt den Computer
auch bei den Schritten der Semantik und Pragmatik ein.
Ausdruckssyntaktische Interpretation von Ri 14,11-19*
Der folgenden Interpretation liegt der Text Ri
14,11-14.18.19e zugrunde (19e:
wa = yi[n]ten ...). Der Text wurde in Äußerungseinheiten
eingeteilt, die zur genauen Bezugnahme je Vers mit
Kleinbuchstaben durchgezählt sind. Es sind meist
Verbalsätze (ein Satz hat nur ein finites Verb). Ausnahme:
in v18 zwei Nominalsätze (c: ma(h) ... d:
u(w) = mä(h) ...). Diese Einteilung in Äußerungseinheiten
bildet den Bezug der weiteren Interpretation.
Das TUSTEP-Programm
Die Erhebung des Befundes und die Ausgabe der Graphik
wurden mit TUSTEP durchgeführt. Dabei wurde die Eigenschaft
von TUSTEP ausgenützt, daß sich die einzelnen
Programmbausteine zur Lösung von Standardproblemen sehr
differenziert verändern lassen und daß die Übergabe
zwischen den Programmbausteinen immer in Textdateien
erfolgt, die mit jedem anderen Baustein weiterverarbeitet
werden können. Durch Kombination der Bausteine lassen sich
eigene Problemlösungen erarbeiten.
(Die Kurzfassungen der Referate wurden von den Referenten zur Verf�gung gestellt.)
Zur
Übersicht über die bisherigen Kolloquien
tustep@zdv.uni-tuebingen.de - Stand: 25. Juli 2003